Vertraut werden mit Bogotá

Heute haben wir einen Rundgang durch Bogotás Innenstadt gemacht und einen ersten Eindruck von der größten kolumbianischen Stadt bekommen. 

"Keine Wertsachen mitnehmen, Taschen und Kameras unter der Jacke halten und nur das nötigste Geld einstecken", hat uns unser Stadtführer gleich morgens gebrieft. Gestartet sind wir auf dem Hausberg Montserrat (3.200m, die man bei jedem Schritt merkt) und seiner Pilgerkirche, und haben einen guten Überblick über das gar nicht enden wollende Stadtgebiet bekommen. Laut unserem Stadtführer Andreas Buchmann sind es mittlerweile 10 Mio. Einwohner und es ziehen jährlich 300.000 vom Lande dazu, denn in Bogotá sind die Chancen groß, eine Arbeit zu bekommen. Das Nord-Süd-Gefälle ist extrem, im Norden werden noble neue Stadtteile für die Oberschicht entwickelt und im Süden wachsen die Armenviertel immer weiter in die Berge hinein. "Wer die Armut auf den Straßen nicht ertragen kann, kann hier nicht leben, denn du kannst ja nicht jedem helfen" erläutert uns Andreas die Situation hier. Insbesondere nachdem die Bronx, der ärmste Stadtteil in der Innenstadt, geräumt wurde, bestimmen mehr sehr arme Menschen das Stadtbild.

Vorbei an den großen Universitäten ging es dann in die historische Altstadt, zum Plaza del Chorro, wo Bogotá von den Spaniern gegründet wurde, durch malerische Gassen mit bunt gestrichenen Häusern, die in ganz unterschiedlichem baulichen Zustand sind und dann auf die große Fußgängerzone. Hier sind nur kleine Geschäfte lokaler Ketten verstreut angesiedelt, die internationalen Marken findet man in den Einkaufszentren im Norden der Stadt. "Achtung, jetzt wird es gleich voll auf der Straße, passt gut auf und bleibt zusammen", kam wieder der Hinweis vom Insider. Für unsere Verhältnisse war es an einem Samstag Nachmittag in einer Fußgängerzone eher leer und irgendwie unsicher fühlten wir uns auch nicht, aber das nehmen wir natürlich an. Auf dem Platz Bolivar mit der Kathedrale und dem Parlamentsgebäude haben wir dann hier in Bogotá das erste Mal etwas von den Demonstrationen für den Friedensvertrag gesehen. Es ist ein kleines Camp aufgebaut, das erst wieder von den Demonstranten geräumt werden soll, wenn der Friedensvertrag endlich in Kraft tritt. Darauf hofften hier viele, vor allem die jungen Leute, die jetzt etwas Neues aufbauen wollten, erklärt uns der Kolumbienkenner.

Den Ausflug haben wir dann mit einem Essen in einem kolumbianischen Restaurant abgeschlossen: Eine gemischte Vorspeisenplatte, auch hier wie in jeder Küche sehr lecker mit kleinen Teigtaschen Empanadas, Blutwurst mit Reis und Erbsen darin, Yucca frittiert (eine Wurzel), kleine Kartoffeln u.a. und als Hauptgericht Aijaco, eine typische Suppe aus verschiedenen Kartoffelarten mit Mais, Hühnchen und Avocadowürfeln. (Fotos gibt's auch, wenn wir einen neuen USB Kartenleser haben)

Wir kommen immer mehr an hier in Bogotá, kriegen ein besseres Gefühl für die Stadt und ihre so unterschiedlichen Menschen. Das ist hilfreich, wenn wir ab  Montag die Einrichtungen besuchen und mit den Kindern und ihren ganz eigenen Geschichten Kontakt haben.

Und morgen werden wir dann mal alleine losziehen. Sicherlich ist das auch nochmal eine ganz andere Erfahrung, natürlich ohne Wertsachen, mit Kamera in der Jacke, und nicht stehenbleiben, wenn uns jemand anspricht. " Such du dir die Menschen aus, mit denen du Kontakt haben willst", hab ich die Worte von Andreas noch im Ohr.

 

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Doris (Mittwoch, 26 Oktober 2016 18:20)

    Schön geschrieben!
    Mit euren Erzählungen ist man gleich mittendrin und kann ein bisschen von Bogota erspüren!